In der Schweiz spielt man Fussball und nicht Fußball und arbeitet fleissig statt fleißig. Denn den Buchstaben ß (Eszett, Buckel-S, Rucksack-S, scharfes S) gibt es in der Schweiz nicht. Jetzt weißt (weisst) Du Bescheid und kannst vor Ort mit diesem “internen” Wissen punkten und gleichzeitig auch beim Schriftverkehr einen guten Eindruck hinterlassen. Aber natürlich erklären wir Dir auch noch die Hintergründe - falls Du magst.
Ein Ausflug in Geschichte des ß
Der Ursprung des Buchstaben ß ist nicht eindeutig geklärt. Fakt ist jedoch, dass man ihn bis ins 13. Jahrhundert nachweisen kann, bis ins 19. Jahrhundert statt dem ß jedoch meistens entweder ein ss oder die Buchstabenfolge ſs genutzt wurde. Viele Sprachwissenschaftler wie die Gebrüder Grimm bevorzugten die Schreibweise “sz”. In der Orthographischen Konferenz von 1876 (Konferenz zur Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung) wurde empfohlen, die Buchstabenfolge ſs im Antiquasatz (für den Buchdruck entstandener, gut lesbarer Drucksatz) anzuwenden. Erst in der Orthographischen Konferenz von 1901 wurde das ß zur amtlichen Norm erhoben.
Kein Interesse am ß in der Schweiz
In der Schweiz fand der Beschluss keine große Beachtung. Zwar wurde das ß nach der Schriftart-Umstellung von Fraktur (Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften) auf Antiqua (siehe oben) kurzzeitig eingeführt, bereits kurz danach jedoch wieder aufgegeben. Ab dem 1. Januar 1938 wurde es an vielen Schulen wie beispielsweise sämtlichen kantonalen Volksschulen im Kanton Zürich auch nicht mehr gelehrt. Im offiziellen Schriftverkehr gibt es das ß erst seit der Reform von 2006 nicht mehr. Die renommierte NZZ (Zeitung) nutzte das ß letztmals im Jahr 1974.
Woher kommt das “Desinteresse” am ß?
Ursprung könnte die Mehrsprachigkeit der Schweiz sein. Das ß gibt es nämlich nur im Deutschen, nicht aber im Französischen und Italienischen - zwei weitere Amtssprachen der Schweiz. Im Zuge der Einführung der Schreibmaschine könnte man den Buchstaben einfach eingespart haben.
Die Grenzen der Verstehens
Aus “deutscher Sicht” geurteilt, kann das Desinteresse am ß freilich zu Verständnisproblemen beim geschriebenen Wort führen. Denn es macht durchaus einen Unterschied, ob man Bier und Wein in Maßen oder Massen trinkt.
Wann ß und wann ss im Deutschen geschrieben wird:
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- Auf einen kurzen Vokal folgt das Doppel-s.
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- Auf einen langen Vokal (oder eine Verbindung zweier Vokale) schreibt man ein ß.